Die Diagnose Parkinson ist ein Schock: Zittern, Muskelsteifigkeit, Bewegungsverlangsamung, Demenz sowie der Verlust des Geruchssinns erwarten die Patienten. Bundesweit sind 220.000 Menschen betroffen, im Jahr 2030 wird die Zahl bei 400.000 liegen, schätzt die Deutsche Gesellschaft für Parkinson. Zwar lassen sich die Symptome lindern, die Krankheit ist aber bisher nicht heilbar.
Doch ein Durchbruch in der Therapie, an der Hochkaräter wie AbbVie, Roche, Boehringer Ingelheim oder UCB forschen, steht vielleicht kurz bevor: „2025 könnten neue Medikamente auf den Markt kommen, wenn die aktuellen Ansätze erfolgreich sind“, schätzt Peter Reinhardt (37), Experte für Zellbiologie beim Pharma-Unternehmen AbbVie in Ludwigshafen. Hier arbeiten Wissenschaftler der Biologie, Chemie, Informatik und Mathematik Hand in Hand, um Nervenkrankheiten zu stoppen oder sogar zu heilen.
Auslöser sind absterbende Nervenzellen des Gehirns, die über viele Kontaktstellen miteinander verbunden sind. Fehlt der für die Nachrichtenübermittlung zwischen den Zellen nötige Botenstoff (Dopamin), kommt es zu den typischen Parkinson- Symptomen. Den Betroffenen fällt es immer schwerer, Reize aus der Umwelt wahrzunehmen, die Bewegungen von Armen und Beinen zu steuern oder schwierige Denkaufgaben zu meistern. „Wir wissen, wie sich die Krankheit im Körper ausbreitet. Aber nicht, weshalb die Nervenzellen absterben“, erklärt Reinhardt. Er experimentiert mit künstlich gezüchteten Nervenzellen im Labor.
„Was ist ursächlich für den Ausbruch oder für das Fortschreiten der Erkrankung?“, fragt sich Reinhardt. Er vermutet ein Zusammenspiel von Umwelt- und genetischen Faktoren. Sein Ziel: Den Prozess nicht nur stoppen, sondern kranke Nervenzellen sollen sich wieder erholen. Dazu modelliert er im Team die komplexe und sehr langsam fortschreitende Krankheit in einer Zellkulturschale und schaut, was gesunde von kranken Nervenzellen unterscheidet. Unterstützt wird die Forschung von Mathematikerin Janina Ried (34): „Wir erstellen quasi einen Genaktivitäts-Fingerabdruck“, erläutert sie. „Und wollen wissen: Wie kriegen wir krank wieder gesund? Dazu verwendet man bioinformatische und statistische Methoden.“
Die Ergebnisse lassen hoffen: Ein falsch gefaltetes Protein gibt anscheinend die krank machende Information von einer Zelle an die nächste weiter.
Schaltet man es mithilfe einer Antikörpertherapie aus, lässt sich die Krankheit vielleicht stoppen. „Im Labor funktioniert es prima“, so die Wissenschaftler. Wenn auch die Studien in der Klinik und die Ergebnisse 2025 erfolgreich sind, wäre die Arznei kurz darauf verfügbar.