Von: Redaktion CHIP
Der folgende Inhalt wird veröffentlicht von Focus online*
In Deutschland ist fast eine halbe Million Menschen vom noch unheilbaren Parkinson betroffen. Ein Medikament, das eigentlich bei Diabetes eingesetzt werden soll, macht jetzt Hoffnung.
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Klassische Anzeichen der Parkinson-Erkrankung sind steife Muskeln, unkontrolliertes Zittern und verlangsamte Bewegungen. Diese Erkrankung gilt als die zweithäufigste neurodegenerative Krankheit nach Alzheimer. Laut der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) sind etwa 400.000 Menschen in Deutschland davon betroffen.
Obwohl Parkinson derzeit noch als unheilbar gilt, sind große Fortschritte in der Forschung zu verzeichnen. Ein vielversprechender Hoffnungsträger ist der Wirkstoff Lixisenatid, der normalerweise zur Behandlung von Diabetes eingesetzt wird.
Parkinson ausbremsen: Diabetes-Medikament macht Hoffnung
Die Deutsche Parkinson Gesellschaft (DPG) äußerte sich in einer Pressemitteilung zur Studie, dass die Substanz Lixisenatid das Fortschreiten der Symptome in einem geringen, aber statistisch signifikanten Ausmaß verlangsamt.
Joseph Claßen, erster Vorsitzender der DPG und Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurologie am Universitätsklinikum Leipzig, bezeichnete die Ergebnisse als sehr interessant. Er betonte, dass es ein großer Erfolg wäre, wenn Parkinson mit dieser Klasse von Medikamenten gebremst werden könnte.
Die Wirksamkeit von Diabetes-Medikamenten bei Parkinson wird bereits seit einiger Zeit untersucht. Die aktuelle Studie ist jedoch die erste multizentrische klinische Studie, die Hinweise auf eine Wirksamkeit liefert.
Hintergründe zur Parkinson-Studie
Offene Fragen rund um die Wirkung
Die DPG-Experten sind sich noch nicht sicher, wie der positive Effekt des Diabetes-Medikaments bei Parkinson erklärt werden kann. Der Wirkstoff Lixisenatid, der zur Behandlung von Typ-2-Diabetes zugelassen ist, ist ein GLP-1-Rezeptoragonist. Er imitiert die Wirkung eines natürlichen Peptids und aktiviert eine intrazelluläre Signalweiterleitung, die eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung normaler Blutzuckerwerte spielt.
In letzter Zeit haben GLP-1-Rezeptoragonisten für Aufsehen gesorgt, da sie unter anderem in der "Abnehmspritze" (Wirkstoff Semaglutid) eingesetzt werden. "GLP-1-Medikamente sind dafür bekannt, dass sie Entzündungen reduzieren – möglicherweise hängt damit ihre Wirkungsweise zusammen", sagen die Experten.
Wenn sich Parkinson mit dieser Art von Medikamenten verlangsamen ließe, wäre das ein großer Erfolg, schließt Claßen. "Allerdings müssen erst noch Langzeitstudien durchgeführt werden, auch mit besser verträglichen, verwandten Wirkstoffen, um die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit an mehr Patientinnen und Patienten nachzuweisen."
Parkinson: Die Symptome
Parkinson ist eine besonders hinterhältige Krankheit, da sie sich schleichend entwickelt. Frühe Anzeichen werden oft nicht mit Parkinson in Verbindung gebracht. Dazu gehören laut der Deutschen Parkinson Gesellschaft:
Im späteren Verlauf treten dann typische Symptome auf, wie Zittern (Tremor), Muskelsteifheit (Rigor), verlangsamte Bewegungen (Bradykinese) und Gleichgewichtsstörungen.
Zusätzliche Symptome können das "Einfrieren" von Bewegungen (Freezing), Schwierigkeiten beim Sprechen und Schlucken, Störungen der vegetativen Funktionen (z.B. Blutdruck und Verdauung), Schlafstörungen, Depressionen und kognitive Beeinträchtigungen bis hin zur Demenz sein.
Parkinson: Behandlung & Therapie
Die primäre Behandlung von Parkinson besteht in erster Linie aus der Verabreichung von Medikamenten. Durch die Zugabe von Dopamin, zum Beispiel in Form von L-Dopa, oder durch die Hemmung des Dopaminabbaus mit Hilfe von MAO-B-Hemmern oder COMT-Hemmern, können die Symptome von Parkinson gelindert werden. Die Behandlung erfolgt immer individuell und unter der Aufsicht eines Spezialisten.
In einigen Fällen kann auch ein hirnchirurgischer Eingriff namens Tiefe Hirnstimulation (THS) sinnvoll sein. Zusätzlich können Physiotherapie, Logopädie, Ergotherapie und gegebenenfalls Psychotherapie unterstützend wirken.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei unseren Kollegen von focus.de